Routenempfehlung



30 internationale Künstler
haben mit 30 verschiedenen Berufstätigen in der Stadt zusammengearbeitet – 30 neue Arbeiten sind so entstanden, die an drei Orten zu sehen sind: an den Satelliten, also den Arbeitsplätzen der Partner, in der Löwenbräukunst oder im Helmhaus als klassischen Kunstort in der Stadt sowie als filmische Dokumentation auf dem Pavillon of Reflections. Im Cabaret Voltaire sind zudem künstlerische Performances zu sehen.

Hier drei Routenvorschläge mit ausgewählten Highlights für drei verschiedene Zeitfenster. Alle Empfehlungen sind unverbindliche Hinweise, denn das Programm der Manifesta 11 ist so umfangreich, dass es selbst in drei Tagen kaum zu schaffen ist.

Achtung! Die Manifesta 11 ist 7 Tage pro Woche von 11 bis 20 Uhr geöffnet, die Satelliten haben aber individuelle Öffnungszeiten. Ganz wichtig daher: Alle detaillierten Infos zu den Kunstwerken und den Locations finden sie im Kurzführer zur Manifesta 11 (für nur 10 CHF an allen Ticketschaltern erhältlich), im Weekly Hand-Out (erhältlich am Ticketschalter in der Löwenbräukunst und im Helmhaus).

Für Schnellchecker: Manifesta 11 in 3 Stunden (12–15 Uhr)

Ausgangspunkt Löwenbräukunst in Zürich West beim Limmatplatz: Hier kann man die Idee der Manifesta 11 am besten kennen lernen und verstehen, denn hier sind viele Ergebnisse der Joint Ventures zwischen Künstlern und Berufstätigen zu sehen. Von August Sander über Andreas Gursky und Harun Farocki bis zu den Schweizer Künstlern Gianni Motti und Relax: Die damit verbundene historische Ausstellung präsentiert zudem, wie Künstler sich über fünf Jahrzehnte intensiv mit dem Thema Arbeit auseinandergesetzt und nicht selten kritische Töne, auch für die eigenen Arbeiten, gefunden haben. Denn eines wird deutlich: Weltweit entsprechen die sozial und politisch bedingten Arbeitsbedingungen der Menschen noch lange nicht dem Ideal einer aufgeklärten Moderne. Dies greifen die einzelnen assoziativen «Themenkammern» in der Ausstellung auf – auch wenn sie immer für eine individuelle Lesart offen bleiben.

Der direkt im Areal gelegene «Satellit», ein Hundesalon in der Galerie Grieder, eine Arbeit des belgischen Künstlers Guillaume Bijl, demonstriert anschaulich und mit Humor, wie eine Zusammenarbeit vor Ort am Arbeitsplatz des Berufstätigen aussehen kann. Ein kleiner Imbiss im schwarzescafé in der Löwenbräukunst rundet das Manifesta-Erlebnis ab. Hier trifft man immer Leute oder stöbert einfach ein bisschen in den ausliegenden Katalogen.  

Für Erlebnishungrige: Manifesta 11 an einem halben Tag / Nachmittag (15–21 Uhr)

Auch hier ist der Ausgangspunkt die Löwenbräukunst (siehe oben). Aber danach geht es weiter, vorbei an weiteren Satelliten-Stationen wie zum Beispiel dem Hotel Rothaus. Hier erwartet den Besucher ein sehr bewegendes Projekt der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles, die mit transsexuellen Prostituierten aus der Schweiz wie aus ihrer Heimat Mexiko zusammengearbeitet hat – ihre sehenswerte Videoarbeit wäre übrigens auch in der Löwenbräukunst zu sehen. Vom Langstrassenquartier aus geht es dann Richtung Innenstadt. Hier findet man in einem traditionsreichen örtlichen Uhrengeschäft die Arbeit von Jon Kessler, eine mysteriöse Zeit- und Bildermaschine. 

Apropos Zeit: Sie läuft, und weiter geht es. Denn direkt gegenüber im rechtsseitigen Altstadtviertel Niederdorf erwartet den Besucher direkt an der Limmat das Helmhaus: Der traditionsreiche Kunstort setzt fort, was man im Löwenbräukunst-Areal sehen kann. Ein Highlight ist die Arbeit von Santiago Sierra, nun in transformiertem Zustand als dokumentarische Medienarbeit. Er hat mit einem Zürcher Sicherheitsdienst zusammengearbeit und das Helmhaus in der Anfangszeit der Manifesta 11 für einen simulierten Kriegsfall abgeschirmt. Direkt ans Helmhaus angrenzend: die Arbeit des russischen Künstlers Evgeny Antufiev in der benachbarten Wasserkirche. Sein Projektpartner war der dortige Pastor. Auf zum Gebet also. Oder rein ins Essvergnügen: Die äthiopische Imbissy des amerikanischen Künstlers John Arnold im ersten Stock des Helmhaus bereitet zur Mittagszeit köstliches äthiopisches Essen zu, dazu gibt es leckeren Honigwein. 

Und zum Schluss dann ins dadaistische Kunstvergnügen, ins Cabaret der Künstler – Zunfthaus Voltaire. Ein Geheimtipp: Die Zunft der Künstler, bei der man anfangs nur Zulass bekam, wenn man eine Performance aufführte, lässt inzwischen auch Neugierige mal hinter die Kulissen schauen. Ein kurzweiliger Abend im historischen Unterhaltungsetablissement der Dadaisten erwartet hier den Besucher (Performances Mi–Sa 20–24 Uhr, Ausstellung täglich von 11 bis 19 Uhr)

Alternativ auch möglich oder als Abschluss der Tour nach dem Cabaret Voltaire: ein Besuch des Pavillon of Reflections, bis 24 Uhr geöffnet – Kunstgenuss, bei dem man baden (und trinken und essen) gehen kann (s. unten).

Für 100-Prozentige: Manifesta 11 in einem Tag (11–21 Uhr)

Ausgangspunkt des Rundgangs ist die Halbtages-Tour wie oben beschrieben (am besten in der Löwenbräukunst eine ca. zweistündige geführte Tour buchen!) und in Kombination mit dem Pavillon of Reflections. Aber diesmal erleben wir die ganze Stadt neu mit der Kunst. 

So lässt sich vor dem Helmhaus-Besuch noch ein Abstecher an die linke Seeseite einbauen. Hier bieten sich einige Möglichkeiten zum Besuch von Satelliten. Im grossen Hyatt-Hotel bedient das Servicepersonal in uniformartigen Kostümen des Hamburger Künstlers Franz Erhard Walther. Und in Wollishofen sitzt auch der Bootsbauer und Projektpartner von Jorinde Voigt (nach der Sommerpause ab 15. 8. wieder geöffnet). Eine einmalige Gelegenheit, einem Bootsbauer im Atelier einmal über die Schulter zu schauen! 

Und nach dem Besuch an der «Pfnüselküste» entdecken wir die andere Seite des Sees, Richtung Zürichberg. So geht es mit der Zahnradbahn zum altehrwürdigen ETH-Gebäude, dem Kooperationspartner von Marguerite Humeau, den Berg hoch. Wer hier das Autonomous Systems Lab besucht, erlebt, wie sich verliebte Roboter verhalten (Achtung, spezielle Öffnungszeiten!). Direkt nebenan ist auch die renommierte Zürcher Universität. Hier gilt es, aufmerksam Ceal Floyers akustischer Arbeit zu lauschen und danach die Aussicht zu geniessen! Anschliessend führt die Route dann weiter zu der Arbeit des französischen Schriftstellers und Künstlers Michel Houllebecq in der Klinik Hirslanden – sehr heiss diskutiert und in Teilen auch im Helmhaus zu sehen. Und wer Jennifer Tees Arbeit auf dem Friedhof Enzenbühl erkunden will, fährt noch ein Stück weiter –und wird dann mit der Erkenntnis konfrontiert, dass am Ende doch alles ein Ende hat. 

Die grosse Belohnung wartet dafür auf dem Floss der Manifesta 11, dem Pavillon of Reflections. Hier kann man ganz in der Tradition der Züricher Seebäder baden gehen, Drinks und Snacks kosten und dabei Kunst sehen – die Entstehung der ganzen Künstler-Kooperationen, der «Joint Ventures», wurde filmisch dokumentiert und wird hier gezeigt. So relaxt war Kunstgenuss noch nie. Und vor allem nicht bis so lange in die Nacht hinein. Die Filme geben einen einzigartigen Einblick in Künstler-Ateliers in New York, Skype-Calls aus dem Kunstdetektiv-Schlafzimmer sowie die detaillierten Verhandlungen über Surrealismus mit der Kantonspolizei. Der Pavillon of Reflections hat bis 24 Uhr geöffnet (ausser mittwochs), die Filme werden jeweils von 11 bis 23 Uhr gezeigt. 

Alle Hinweise zu öffentlichen Verkehrsmitteln hier: www.zvv.ch (im 1-Tages- und 3-Tages-Pass inklusive)

Alle Infos zu den Ticketpreisen finden Sie hier.